FAQ

FAQ: Der große Überblick – Als Arzt in die Schweiz auswandern

Die umfangreichste FAQ-Sammlung für Ärztinnen und Ärzte, die in der Schweiz arbeiten möchten: Von MEBEKO und Bewilligungen über Weiterbildung, Gehalt, Arbeitsrecht und OKP bis zu Umzug, Schule, Integration, Steuern und Vorsorge. Alles klar strukturiert – zum Durchlesen von oben nach unten.

Anerkennung & Bewilligungen

Welche Anerkennung brauche ich als Arzt in der Schweiz?

Dein Arztdiplom (und ggf. Facharzttitel) muss durch die MEBEKO anerkannt werden; danach Eintrag im MedReg.

Werden deutsche/europäische Titel anerkannt?

EU/EFTA-Diplome und -Facharzttitel sind in der Regel anerkennungsfähig; vollständige Unterlagen beschleunigen den Prozess.

Welche Aufenthalts-/Arbeitsbewilligung brauche ich?

Typisch sind B oder L (EU/EFTA). Für Drittstaaten gelten Kontingente und zusätzliche Voraussetzungen.

Wann ist eine kantonale Berufsausübungsbewilligung nötig?

Für leitende Funktionen oder Praxis/Selbstständigkeit. Zuständig: kantonale Gesundheitsdirektion.

Was bedeutet OKP-Zulassung?

OKP (= Grundversicherung) abrechnen dürfen. Für Praxisärzte zwingend und kantonal geregelt.

Sprache, Dialekte & Regionen

Reicht Hochdeutsch – oder brauche ich Schweizerdeutsch?

Hochdeutsch genügt formell; Schweizerdeutsch verstehen erleichtert Patientenkontakt und Teamführung deutlich.

Was gilt in Romandie/Tessin?

Französisch (Romandie) bzw. Italienisch (Tessin) auf gutem Niveau; Stellenanzeigen nennen oft das gewünschte Sprachniveau (B2/C1).

Wie belege ich Sprachkenntnisse?

Durch Zertifikate und Referenzen; im Alltag zählen verständliche Aufklärung und sichere Dokumentation.

Weiterbildung & Karrierewege

Wie funktioniert die Facharztausbildung (SIWF)?

Nach SIWF-Programmen mit klaren Rotationen, Kursen, Logbuch und Facharztprüfung; Weiterbildungsstätten sind akkreditiert.

Wird meine Assistenzzeit aus Deutschland angerechnet?

Ja, mit Weiterbildungszeugnissen. Umfang der Anrechnung hängt von Fach und Inhalten ab.

Karrierestufen im Spital?

Assistenzarzt → Oberarzt → Leitender Arzt → Chefarzt; teils Zwischenstufen (Leitender Oberarzt).

Wechsel zwischen Spitälern/Regionen sinnvoll?

Ja, um Portfolio, Schwerpunkte und OP-Erfahrung zu verbreitern; gängig auf dem Weg zu leitenden Funktionen.

Jobsuche, Bewerbung & Interview

Wie sieht ein guter Schweizer CV aus?

Kurz, faktenbasiert, leistungsbezogen (Fallzahlen, OP-Kataloge, Projekte); klare Chronologie und Referenzen.

Welche Unterlagen sind wichtig?

MEBEKO-Nachweis/Bestätigung, Zeugnisse, Facharzt/Weiterbildung, Sprach-Zertifikate, Logbuch-Auszüge, Referenzen.

Typische Interviewfragen?

Komplikationsmanagement, Priorisierung, interdisziplinäre Kommunikation, Führung/Teaching, Prozessideen.

Häufige Fehler in Bewerbungen?

Unklare Rollen/Zeiträume, fehlende Nachweise, überladene CVs, keine konkreten Ergebnisse/Beispiele.

Arbeitsvertrag, GAV & Rechtliches

Was muss im Vertrag stehen?

Pensum, Lohnband, Dienste (Art/Anzahl/Vergütung), Zulagen, Ferien, Fortbildungstage, Überstunden/Zeitausgleich, Probezeit, Kündigungsfrist.

GAV – was bedeutet das?

Gesamtarbeitsverträge regeln Löhne, Zulagen, Dienste, Ferien etc.; je nach Kanton/Träger unterschiedlich.

Überstunden, Pikettdienst, Rufbereitschaft?

Im Vertrag/GAV definiert: Auszahlung oder Kompensation, Höchstumfang, Melde-/Erfassungsregeln.

Nicht-Konkurrenz & Nebentätigkeit?

Prüfe Klauseln zu Nebentätigkeit, Praxisvertretungen, Forschung/Lehre, Publikationen und IP-Rechten.

Haftung & Versicherung am Arbeitsplatz?

Spitäler decken berufliche Risiken meist ab; eigene Berufshaftpflicht für Praxis/Leitende dringend prüfen.

Gehalt, Benefits & Verhandlung

Orientierungswerte – was ist realistisch?

Assistenzarzt ~7’200–8’600 CHF, Oberarzt ~9’200–10’500 CHF, Leitender ~12’000–14’000 CHF, Chefarzt ab 14’000 CHF (jeweils Grundlohn, ohne Dienste).

Welche Faktoren beeinflussen das Einkommen?

Kanton, Spitaltyp (Uni/Kanton/Privat), Fachgebiet, Dienstbelastung, Verantwortung, Verhandlung (Budget/Prämien).

Welche Benefits sind üblich?

Weiterbildungsbudget, Kongresse, Fortbildungstage, Vergünstigungen (ÖV/Verpflegung), teils 13. Monatslohn.

Wie verhandle ich klug?

Mit Zahlen (Fall-/OP-Volumen), Projektbeispielen, Zielvereinbarungen, klaren Dienst-/Kompensationsregeln.

Arbeitszeit, Dienste & Gesundheit

Wie viel arbeitet man?

Meist ~42 h/Woche (ohne Dienste). Dienste (Nacht/Wochenende/Pikett) kommen hinzu – zusätzlich vergütet oder kompensiert.

Wie behalte ich die Balance?

Realistische Dienstplanung, klare Absprachen, konsequente Erfassung, Priorisierung und Delegation.

Gesundheit & Resilienz?

Supervision, Debriefings, Peer-Support, Pausen, sportlicher Ausgleich, ggf. Coaching/Supervision.

Spital, Praxis & OKP-Zulassung

Spital oder Praxis – was passt?

Spital: strukturierte Weiterbildung, große Teams. Praxis: mehr Autonomie, OKP-Zulassung und unternehmerische Aufgaben.

Wie bekomme ich die OKP-Zulassung?

Kantonales Verfahren; Anforderungen an Qualifikation, Infrastruktur, Qualitätsmanagement und Bedarf.

Gruppenpraxis oder Einzelpraxis?

Gruppenpraxis bietet Infrastruktur, Vertretung, geteilte Kosten; Einzelpraxis bietet maximale Freiheit, aber mehr Verantwortung.

MVZ/Netzwerke?

Versorgungsnetze erleichtern Abrechnung, IT, QM und Vertretung; prüfe Verträge/Selbstständigkeitsgrad.

Forschung, Lehre & Akademische Laufbahn

Welche Möglichkeiten gibt es?

Universitätsspitäler: Forschungslabore, Studienzentren, wissenschaftliche Karriere (z. B. Habilitation, PD).

Ethik & Studienbewilligungen?

Projekte über kantonale Ethikkommissionen; GCP-Schulungen und Register-Einträge beachten.

Teaching im Alltag?

Strukturierte Supervision, Bedside-Teaching, Curricula-Beiträge, OSCE/Prüfungen, Lehrevaluationen.

Umzug, Wohnen & Ankommen

Wie läuft die Wohnungssuche?

Mit Bewerbungsdossier (Arbeitsvertrag, Ausweis), teils Betreibungsauszug; in Städten früh starten.

Mietvertrag & Kaution?

Kaution häufig 2–3 Monatsmieten; Mietkautionskonto oder Kautionsversicherung üblich.

Umzugstimeline – was ist realistisch?

Plane 3–6 Monate für Anerkennung, Bewilligungen, Wohnung und Schulstart der Kinder.

Mobilität, Auto & ÖV

Muss ich den Führerschein umschreiben?

Ja, in der Regel innerhalb von 12 Monaten nach Zuzug.

Auto importieren oder verkaufen?

Import erfordert Zollabwicklung, Homologation, Versicherung; ÖV ist oft effizienter (GA/Halbtax).

Parken & Pendeln als Arzt?

Spitäler haben begrenzte Parkplätze; ÖV-Abos sind verbreitet und steuerlich teils absetzbar (kantonal).

Finanzen, Steuern & Vorsorge

Wie funktioniert das Steuersystem?

Drei Ebenen: Bund, Kanton, Gemeinde. Viele mit Quellensteuer (B/L) – spätere ordentliche Veranlagung möglich/üblich.

Bankkonto & Zahlungen?

Schweizer Konto für Lohn/Miete; gängig: TWINT, e-Banking, LSV/Lastschrift.

Vorsorge – die drei Säulen?

AHV/IV/EO (1), BVG (2), Säule 3a/3b (3). Bei Stellenwechsel: Freizügigkeitskonto.

Familienzulagen & Kinderabzüge?

Kantonale Familien-/Kinderzulagen; Steuerabzüge abhängig vom Wohnort.

Krankenkasse & Versicherungen

Welche Krankenversicherung brauche ich?

Pflicht: OKP (Grundversicherung) binnen 3 Monaten. Modelle: Hausarzt, HMO, TelMed; Wahl der Franchise.

Welche weiteren Versicherungen sind sinnvoll?

Unfall (UVG) via Arbeitgeber, KTG (Krankentaggeld), Privathaftpflicht, Hausrat, Berufshaftpflicht für Praxis.

Unfall vs. Krankheit – wer zahlt?

Unfall via UVG (Arbeitgeber), Krankheit via OKP/Zusatz – Details je nach Vertrag/GAV.

Familie, Kinder & Schule

Wie funktioniert das Schulsystem?

Kantonale Volksschule: Kindergarten → Primar → Sek I/II. Öffentliche Schulen sind hoch angesehen; Mittagstisch verbreitet.

Was ist bei Betreuung zu beachten?

Kitas/Horte sind häufig, aber kostenintensiv; früh anmelden. Dienstpläne mit Betreuungszeiten abstimmen.

Auswandern mit Schulkindern – Tipps?

Start zum Semester erleichtert Integration; Sprachförderung nutzen; Vereine/Sport für soziale Anbindung.

Partner/in – Arbeitsmöglichkeiten?

EU/EFTA-Partner erhalten Arbeitsmarktzugang; Netzwerken, lokale Portale und Weiterbildung helfen beim Einstieg.

Integration, Kultur & Alltag

Wie knüpfe ich schnell Kontakte?

Teams, Vereine, Sport, Nachbarschaft, Elternnetzwerke; fachlich über Gesellschaften/Verbände.

Kulturelle Do’s & Don’ts im Spital?

Pünktlichkeit, klare Kommunikation, kurze Wege, Verbindlichkeit; Titel korrekt nutzen, Feedback direkt und freundlich.

Digitales Leben?

eUmzug/eGov, e-Banking, TWINT, elektronische Patientenprozesse (je nach Haus); Datenschutz beachten.

Grenzgänger & Pendeln

Kann ich in DE/FR/IT wohnen und in der Schweiz arbeiten?

Ja, mit G-Bewilligung. Steuer/Versicherung sind grenzspezifisch geregelt; Optionsrechte prüfen.

Gesundheitsversicherung für Grenzgänger?

Besondere Regeln je nach Herkunftsland; frühzeitig entscheiden/anmelden (Fristen beachten).

Pendeln – worauf achten?

ÖV-Anbindung, Zollzeiten, Parken; realistische Puffer für Dienste/Nachtdienste einkalkulieren.

Datenschutz, Qualität & Haftung

Was gilt beim Datenschutz?

Schweizer Datenschutzrecht (DSG) und Spitalrichtlinien: minimal notwendige Daten, sichere Kommunikation, Zugriffsrechte.

Qualitätsmanagement im Alltag?

CIRS, SOP-Pflege, Audits, Indikatoren; Qualitätszirkel und Fortbildung sind Standard.

Haftung & Aufklärung?

Dokumentationspflicht, informed consent, Delegationsregeln; bei Unklarheiten frühzeitig rechtliche/berufliche Beratung einholen.

Checklisten & Zeitpläne

Vor dem Wechsel (3–6 Monate davor)

Unterlagen sammeln (Diplome, Zeugnisse, CV, Referenzen), MEBEKO anstoßen, Sprachzertifikate, Stellensuche, Budget/Umzug planen.

Beim Start (0–3 Monate)

Bewilligungen, OKP abschließen, Konto/Telefon, Wohnung/Kaution, Kinder anmelden, ÖV/Auto regeln.

Nach 3–12 Monaten

Fortbildungsplanung, Ziele vereinbaren, Steuer/Quellensteuer prüfen, Vorsorge (BVG/3a) optimieren, Netzwerk ausbauen.

Häufige Fehler & Mythen

„MEBEKO geht nebenbei schnell.“

Unvollständige Dossiers verzögern alles – früh und vollständig einreichen.

„Schweizerdeutsch brauche ich nicht.“

Verstehen hilft enorm bei Patientenbindung und Teamakzeptanz.

„Gehalt ist überall gleich.“

Nein – Kanton, Spitaltyp, Dienste, Verantwortung und Verhandlung zählen.

„Headhunter sind immer neutral.“

Nicht zwingend – Interessenkonflikte prüfen; Berater sollten unabhängig beraten.

Mini-Glossar für Ärztinnen & Ärzte

MEBEKO

Behörde zur Anerkennung ausländischer Diplome/Titel.

MedReg

Bundesregister für Gesundheitsberufe.

SIWF

Schweizerisches Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung; regelt Facharztausbildungen.

OKP

Obligatorische Krankenpflegeversicherung (Grundversicherung).

GAV

Gesamtarbeitsvertrag: regelt Löhne, Dienste, Zulagen, Ferien.

AHV/BVG/3a

1./2./3. Säule der Schweizer Alters- und Vorsorgeordnung.

Fazit

Die Schweiz bietet Ärzten klare Weiterbildungspfade, attraktive Vergütungen und hohe Lebensqualität. Mit sauberer Vorbereitung – Anerkennung, Bewilligungen, Sprache, Verträge – und Blick auf Familie, Schule, Steuern und Vorsorge gelingt der Schritt strukturiert und nachhaltig.

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